Was ein amerikanischer Präsident in seiner Freizeit so treibt, mag zwar nichts mit seinen politischen Fertigkeiten zu tun haben, stand aber schon immer im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. John F. Kennedys Zuneigung zur Damenwelt ist historisch gut dokumentiert und Bill Clintons Vorlieben im zwischenmenschlichen Bereich riefen zu Zeiten seiner Präsidentschaft moralisch erboste Republikaner auf den Plan, was bis zum Amtsenthebungsverfahren führte.

Dieselben konservativen Kreise blieben bemerkenswert ruhig, als nach und nach immer neue Details zu Donald Trumps außerehelichen Affären ans Tageslicht kamen. Es gibt Gründe dafür, warum diese in der Gesamtbewertung Trumps eine Rolle spielen müssen. Zum einen ist es in der Geschichte zuvor nie vorgekommen, dass ein ehemaliger Pornostar im Fernsehen ausführliche Betrachtungen über private Vorlieben des amtierenden US-Präsidenten zum Besten gab; ebenso ist die Zahlung von Schweigegeldern an besagte Pornostars wohl einzigartig. Zum anderen gibt es zahlreiche Anschuldigungen von Frauen, die sagen, sie seien von Trump sexuell belästigt oder bedrängt worden. Zwar sind diese Beschuldigungen in manchen Fällen nicht verifiziert und liegen mitunter lange zurück, dennoch zeichnen sie ein Bild vom Verhalten des Präsidenten gegenüber Frauen allgemein. Auch die Tonaufnahmen von Trump, als er dem TV-Moderator Billy Bush höchst anschaulich darlegte, was er als Prominenter mit Frauen einfach tun könne, gingen um die Welt und bilden ein weiteres Teil des Mosaiks. Und schließlich ergibt sich aus diesem Bild auch der Gedanke, dass der Verdacht, Trump könnte sich durch den Umgang mit russischen Prostituierten in Moskau erpressbar gemacht, vielleicht nicht allzu weit hergeholt scheint.      

In die Schlagzeilen schafften es die Affären mit dem ehemaligen Playboy-Model Karen McDougal und die mit besagtem Ex-Pornosternchen, Stephanie Gifford alias Stormy Daniels. Beide Damen sollten mit sechsstelligen Beträgen dazu gebracht werden, Stillschweigen zu bewahren – ein Indiz dafür, dass Trump dazu neigt, Negatives vor den Augen der Öffentlichkeit zu verstecken.