Die schwerwiegenden Auswirkungen der Corona-Pandemie in den USA waren ein wichtiger Faktor dafür, dass sich die öffentliche Meinung über Trump im Wahljahr 2020 zunehmend verschlechtert hat.

In die Kritik geriet Trump zunächst wegen der Verharmlosung der Pandemie. Am 15. Januar 2020 war die erste Corona-Infektion auf amerikanischem Boden aufgetreten. Drei Tage später wurde Trump erstmals bezüglich der Gefahren des Virus gewarnt und in den folgenden Tagen wurden die Warnungen immer dringlicher. Trump spielte die Gefahren jedoch lange herunter. Noch am 10. März behauptete er öffentlich, die Infektionen würden einfach verschwinden. Im Gegensatz zu diesen öffentlichen Aussagen wurde später jedoch bekannt, dass Trump bereits spätestens im Februar sehr gut über die Ansteckungs- und Gesundheitsgefahren des Virus unterrichtet war. Dies ist durch Tonbandaufnahmen des Journalisten Bob Woodward dokumentiert, der Trump mit dessen Genehmigung für ein Buch interviewte und aufnahm. Im März 2020 gestand Trump, ebenfalls auf Band festgehalten, dass er das Virus absichtlich öffentlich herunterspiele. 

Bis zur Anerkennung der Gefahren des Virus durch das Weiße Haus verstrichen mehr als sechs Wochen, in denen keine Vorbereitungen getroffen oder Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden sind. Das rächte sich, als sich das Virus wenig später massenhaft ausbreitete. Bereits Ende April gab es mehr als eine Million Infizierte in den USA und über 60.000 Tote. Die massive Ausbreitung wurde begünstigt durch die Tatsache, dass Bundesstaaten, Regionalbehörden und Krankenhäuser nicht über ausreichend Schutzkleidung verfügten und auch Beatmungsgeräte nicht in ausreichender Zahl vorhanden waren. Auf dem Weltmarkt für Masken waren die Bundesstaaten auf sich allein gestellt und überboten sich teilweise gegenseitig beim Kauf von Schutzausrüstung, ein koordiniertes Vorgehen gab es nicht.

Trump machte darüber hinaus Schlagzeilen, als er die Einnahme eines nicht erprobten Medikaments als Heilmittel gegen Covid-19 empfahl und öffentlich darüber sinnierte, ob man Desinfektionsmittel zu sich nehmen könne, um das Virus im Körper abzutöten. Zudem drängte er, schon bald nachdem die schlimmste Welle im am härtesten betroffenen New York City überstanden war, auf eine Wiedereröffnung von Schulen und Betrieben, obwohl Experten ausdrücklich vor einer zweiten Welle warnten. Begünstigt durch diesen sorglosen Umgang schafften es die USA nicht wirklich, die Kurve abzuflachen, sondern steuerten stattdessen sofort auf neue Höchststände zu. Ab Mitte Juni meldeten unter anderem Florida und Texas, zwei der bevölkerungsstärksten Bundesstaaten, täglich neue Rekordzahlen. Ende Juni 2020 wurden Tag für Tag mehr als 40.000 Menschen neu mit dem Virus infiziert. Trump selbst veranstaltete am 20. Juni ein Kampagnen-Event in Oklahoma mit rund 20.000 Menschen in einer Arena – und ließ die Teilnehmer zuvor einen Haftungsausschluss unterschreiben, falls sie sich dabei infizieren sollten. Wie sich später herausstellte, war diese Veranstaltung die Ursache für zahlreiche neue Infektionen.

Der Umgang mit dem Virus sorgte auch für erhebliche soziale Spannungen in Amerika. Millionen Menschen verloren im April und Mai ihre Jobs. Trump und viele seiner Anhänger traten daher für eine schnellstmögliche Wiedereröffnung der Wirtschaft ein. In einigen von demokratischen Gouverneuren regierten Bundesstaaten führte dies zu hitzigen Auseinandersetzungen. Unter anderem drang in Michigan eine Gruppe Bewaffneter bis ins State House vor. Es dürfte am Ende auch die Politisierung der Pandemie gewesen sein, die zu den katastrophalen Zahlen in den USA beigetragen hat. Die Demokraten betonten immer wieder, dass die viel zu späte Reaktion des Weißen Hauses die Verbreitung des Virus begünstigt hat, während viele Republikaner der Meinung waren, die Therapie dürfe nicht schlimmere Auswirkungen haben als die Krankheit und dafür plädierten, die Wirtschaft so schnell und umfassend wie möglich wieder hochzufahren, um weitere massive Einbußen zu vermeiden.

Unter neutralen Beobachtern ist unumstritten, dass die Reaktion der Trump-Regierung auf das Virus inadäquat gewesen ist. Statt schnell und entschlossen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und zur Behandlung der Infizierten zu ergreifen, beschäftigte Trump sich mit Schelte für die WHO und erging sich in kleinlichen Auseinandersetzungen mit Gouverneuren, die sich ihm gegenüber nicht dankbar genug zeigten. Hinzu kam Trumps seltsame Neigung, wissenschaftlichen Erkenntnissen keine Aufmerksamkeit zu schenken oder sie kleinzureden. Am 30. Juni 2020 sagte Dr. Anthony Fauci, der Direktor des amerikanischen Instituts für ansteckende Krankheiten, er könne nicht ausschließen, dass es schon bald bis zu 100.000 Neuinfektionen an einem Tag geben könnte. Am nächsten Tag sagte Trump in einem Fernsehinterview, er gehe davon aus, dass das Virus einfach irgendwann von sich aus verschwinden werde. Etwa einen Monat später gab es in den USA bereits mehr als vier Millionen Infizierte und schon über 150.000 Amerikanerinnen und Amerikaner waren an Covid 19 gestorben.