Während des Wahlkampfs und auch im Laufe seiner Präsidentschaft hat Donald Trump immer wieder stark auf das Thema Migration gesetzt, um seine Anhänger zu begeistern. Die USA haben, soviel ist unbestritten, seit vielen Jahrzehnten ein Problem mit illegaler Einwanderung. Viele Millionen Menschen aus den ärmeren Ländern Südamerikas sind im Laufe der Zeit ohne Erlaubnis in die USA eingewandert, dazu kommen viele Menschen, die zunächst legal ins Land gekommen sind – zum Beispiel mit einem Touristenvisum – und dann einfach geblieben sind. Die Zahl der illegal im Land lebenden Personen wird auf mindestens 10 Millionen geschätzt. Möglich wird diese große Zahl zum einen durch die Beschaffenheit der kaum vollständig überwachbaren südlichen Grenze des Landes, zum anderen durch die Tatsache, dass es keine Meldepflicht in den USA gibt und etwa bei Verkehrskontrollen kein Personalausweis oder der Aufenthaltsstatus kontrolliert wird. Hinzu kommt, dass die Bundesstaaten und sogar einzelne Kommunen weitgehend bestimmen dürfen, inwiefern staatliche Behörden Kontrollen vornehmen dürfen. So haben sich sogenannte Sanctuary Cities gebildet, die Einwanderern ausdrücklich Schutz vor dem Zugriff von Bundesbehörden gewähren.  

Trump drohte, solchen Sanctuary Cities jegliche staatliche Unterstützung zu streichen. Er brachte eine Abschaffung der Green Card-Lotterie ins Spiel, trieb den Bau einer Mauer an der Südgrenze voran, beendete die Aufenthaltserlaubnis für rund 250.000 Menschen aus Haiti, El Salvador und Nicaragua und drängte darauf, das Recht auf die amerikanische Staatsbürgerschaft für in den USA geborene Kinder von Ausländern, den sogenannten „Dreamers“, zu beenden. Dieses Unterfangen unterband schließlich der Supreme Court im Jahr 2020. Für den ideologischen Unterbau dieser Themengewichtung sorgte Trump, in dem er Einwanderer immer wieder mit Kriminalität in Verbindung brachte. Mehrfach lenkte er die öffentliche Aufmerksamkeit auf von Ausländern begangene Straftaten und versprach, insbesondere gegen die hauptsächlich aus Lateinamerikanern bestehende Gang MS-13 vorzugehen, deren Mitglieder er bei mehr als einer Gelegenheit als „Tiere“ bezeichnet.

Vor den wichtigen Kongresswahlen 2018 griff Trump das Thema erneut auf. Zu der Zeit war im Süden Mexikos eine mehrere tausend Personen starke Gruppe lateinamerikanischer Migranten zu Fuß auf dem Weg in Richtung USA. Obwohl die Gruppe noch Wochen von der US-Grenze entfernt war, richtete Trump beinahe täglich die Aufmerksamkeit auf die vermeintlich bevorstehende „Invasion“ und behauptete, in der Gruppe seien viele Kriminelle und Gang-Mitglieder. Kurz vor der Wahl sandte er fast 6.000 Soldaten, um die Grenze zu schützen, dabei hatten die Militärangehörigen keine Kontrollbefugnisse und konnten nur logistische Unterstützung leisten; zudem blieb der heraufbeschworene Grenzsturm abgesehen von einigen Scharmützeln aus.

Gerade die Grenze zu Mexiko wurde ein Schwerpunkt in Trumps Immigrationspolitik. Anfang des Jahres 2018 ordnete die Regierung ein deutlich verschärftes Vorgehen gegen Migranten an. Zu den Maßnahmen gehörte es unter anderem, aufgegriffenen illegalen Einwanderern die Kinder zu entziehen und diese teilweise weit entfernt unterzubringen. Die Bilder weinender, kleiner Kinder, deren Aufenthaltsort den Eltern oft unbekannt war, gingen um die Welt und trugen erheblich zum Ansehensverlust der Trump-Regierung bei. Bis zu 3.000 Kinder wurden auf diese Weise separiert, bis ein Gericht im Juni 2018 anordnete, die Praxis zu beenden und alle Kinder unverzüglich zu ihren Eltern zurückzubringen.

Er werde „am ersten Tag im Amt“ alle Illegalen aus dem Land schaffen, hatte Trump im Wahlkampf verkündet. Bei seiner Wählerschaft stehen solche Parolen hoch im Kurs; dies auch, weil rechtsgerichtete Medien immer wieder den Fokus auf von Einwanderern begangene Kriminalität richten. Ein ähnliches Thema ist der Bau einer Mauer entlang der Südgrenze, von der Trump sich eine deutliche Reduzierung der Zahl illegaler Einwanderer und Schmuggler verspricht. Allerdings war die Grenze bereits zuvor großflächig durch Zäune geschützt und mit Überwachungstechnik ausgestattet. Die mexikanische Regierung wies zudem Trumps Behauptung, er werde Mexiko für die Mauer bezahlen lassen, mehrfach öffentlich zurück – sogar noch nachdem Trump seinen mexikanischen Amtskollegen in einem Telefonat gebeten hatte, dies nicht mehr zu tun, weil er sonst vor seinen Anhängern schlecht dastünde. War es bei den Lateinamerikanern die Verbindung zu Kriminalität, die Trump immer wieder betonte, so war es auf der anderen Seite die Furcht vor islamischem Terrorismus, auf die die Aufmerksamkeit gelenkt wurde. Trump meldete sich bei Terroranschlägen in Europa zuverlässig zu Wort und nutzte die Gelegenheit jeweils, um auf die Notwendigkeit erhöhten Schutzes für die USA hinzuweisen. Vor diesem Hintergrund hatte Trump mehrfach einen Einreisestopp für alle Muslime gefordert. Letztendlich wurde daraus, nach mehreren juristischen Niederlagen und Neufassungen des Gesetzes, ein Einreisebann für Angehörige mehrerer hauptsächlich muslimischer Nationen.