James Comey war, obwohl er sich selbst als Republikaner bezeichnet, im September 2013 von Präsident Obama zum Direktor des FBI berufen worden – damals als Nachfolger von Robert Mueller. Comeys hatte eine einwandfreie berufliche Laufbahn vorzuweisen, hatte unter anderem als Generalstaatsanwalt in New York und unter Präsident George W. Bush als stellvertretender Justizminister gearbeitet. Zudem galt Comey als höchst integer, als engagierter Verteidiger der überparteilichen Werte und Position des Amtes und als außerordentlich erfahren.
Das alles jedoch nutzte Comey in der in der Geschichte einmaligen Situation des Jahres 2016 nichts mehr. Im Juli 2016 beendete das FBI die Untersuchung der Nutzung eines privaten Email-Servers für offizielle Nachrichten durch Clinton während ihrer Zeit als Außenministerin. Weil die Trump-Kampagne die Anschuldigungen gegen Clinton immer wieder aufstachelte („Lock her up!“), sah sich Comey gezwungen, das Ende der Ermittlungen öffentlich bekanntzugeben. Das FBI machte Clinton nicht den Vorwurf kriminellen Handelns, Comey bezeichnete Clintons Vorgehensweise aber als „extrem nachlässig“.
Doch das Thema kehrte zurück. Ende Oktober 2016, kurz vor der Wahl, entdeckte das FBI bei anderen Ermittlungen tausende weitere, bislang unbekannte Emails von Clinton. Comey informierte die Mitglieder des Kongresses darüber, dass das FBI die Ermittlungen zur Sichtung dieser neuen Emails wieder aufnehmen würde, vom Kongress gelangte diese Information in kürzester Zeit in die Öffentlichkeit. Von Seiten der Demokraten wurde Comey danach vorgeworfen, er habe mit der herausgegebenen Information – zu der er nicht verpflichtet gewesen wäre – dazu beigetragen, dass sich bis dato unentschlossene Wähler nun im Angesicht der vermeintlichen Verfehlungen Clintons auf Trumps Seite schlugen. Auch die Aussage Comeys zwei Tage vor der Wahl, das FBI habe die neuerliche Prüfung beendet und würde an seinen Schlussfolgerungen aus dem Juli nichts ändern, vermochte das nicht mehr zu ändern. Obwohl nicht vollständig empirisch belegbar, gilt es doch als sicher, dass Comeys Aussage zu den wieder aufgenommenen Ermittlungen vor dem Hintergrund der aggressiven Nutzung des Themas durch die Trump-Kampagne, einen wichtigen Anteil am Sieg Trumps bei den Wahlen hatte.
Tatsächlich jedoch waren die Ermittlungen des FBI gegen Clinton in dieser Zeit nicht der einzige Vorgang mit potenziell entscheidendem Charakter für die Präsidentschaftswahl. Bereits im Juli war die Behörde über auffällige Kontakte zwischen Russen und der Trump-Kampagne informiert worden und hatte daraufhin Ermittlungen eingeleitet. Informationen über diese Ermittlungen aber gelangten nicht an die Öffentlichkeit, auch weil Präsident Obama einen entsprechenden Vorschlag Comeys ablehnte. Zudem galt es zu jener Zeit unter den amerikanischen Geheimdiensten bereits als gesichert, dass Russland versuchte, auf den Ausgang der Wahl Einfluss zu nehmen.
In Anbetracht dieser Ereignisse kann man kaum davon ausgehen, dass Comey im Rahmen seiner Tätigkeit zuungunsten Trumps gehandelt hat. Doch das Blatt drehte sich nach der Wahl. Inzwischen war die russische Wahlbeeinflussung längst überall bekannt und vielfach bestand der Verdacht, dass Trumps Mitarbeiter mit Russland kooperiert hatten. Trump, so sagen es von Comey angefertigte Notizen aus, verlangte von diesem bei mehreren Gelegenheiten ein Bekenntnis zur Loyalität ihm gegenüber, woraufhin der FBI-Direktor versuchte klarzustellen, dass seine Loyalität dem Amt gelte und das FBI unparteiisch agiere. Immer wieder fragte Trump bei diesen Aufeinandertreffen unter vier Augen auch, ob Comey seinen Job behalten wolle – eine Frage, die sich angesichts der Berufung auf zehn Jahre gar nicht stellte. Und bei einer Gelegenheit sagte Trump zu Comey, er hoffe, dass dieser die Sache mit Mike Flynn auf sich beruhen lassen könne („hope you can let this go“), was Comey als Versuch der Einflussnahme wertete. Flynn war wegen seiner Rolle in der Russland-Affäre im Februar 2017 von Trump aus seiner Rolle als nationaler Sicherheitsberater entlassen worden und gestand später, gegenüber den Ermittlungsbehörden gelogen zu haben.
Nachdem Trump von Comey keine klare Loyalitätsbekundung erhalten konnte und sich immer häufiger darüber beklagte, dass Comey ihm nicht öffentlich zusichern mochte, dass gegen Trump selbst nicht ermittelt werde, entließ er den FBI-Direktor am 9. Mai 2017. Offiziell wurde ein anderer Grund genannt: Vize-Justizminister Rosenstein hatte Trump ein Memo zukommen lassen, in dem er Comey für dessen Handlungen während der Email-Affäre um Hillary Clinton scharf kritisierte. Trump selbst widersprach dieser offiziellen Sprachregelung aber nur einen Tag später, indem er sagte, die Entlassung habe „großen Druck“ von ihm genommen und dass Comey verrückt sei. Diese Äußerungen machte Trump ausgerechnet im Beisein des russischen Außenministers Lawrow, der an diesem Tag im Weißen Haus zu Gast war.
James Comey, der von seiner Entlassung während eines Arbeitsbesuchs in Los Angeles überrascht wurde, veröffentlichte anschließend seine Notizen, die er anlässlich der oftmals befremdlich wirkenden Treffen mit Trump angefertigt hatte. Er beschrieb diese Begegnungen auch ausführlich während einer Anhörung vor einem Senatskomitee und in seinem Buch, das im April 2018 erschien und von dem innerhalb einer Woche mehr als 600.000 Exemplare verkauft wurden. Comey wurde danach regelmäßig zum Ziel von Anschuldigungen und Attacken Trumps.