In gewisser Weise basierte Donald Trumps politische Reputation von Anfang an auf Verschwörungstheorien. Über Jahre war Trump als eine der Speerspitzen der sogenannten „Birther“-Bewegung aufgetreten, das sind die Kreise, die immer wieder daran zweifelten, dass Präsident Obama tatsächlich in den USA geboren worden war. Vor allem in der ersten Hälfte des Jahres 2011 war Trump immer wieder mit Mutmaßungen an die Öffentlichkeit gegangen, dass Obama seine Geburtsurkunde vor der Öffentlichkeit verberge, weil darauf etwas sei, „was er nicht mag“. Obama veröffentlichte seine Geburtsurkunde mit dem eingetragenen Geburtsort Honolulu, Hawaii schließlich im April 2011, was Trump allerdings nicht davon abhielt, ihm weiterhin Lügen vorzuwerfen – nur dass er nun behauptete, die Urkunde sei gefälscht.

In Kreisen, die eine Abneigung gegenüber Obama und der von ihm vermeintlich repräsentierten Eliten hegten, erarbeitete Trump sich damit einen Ruf als jemand, der mutig Fragen stellte und nichts auf die angeblich korrumpierte Mainstream-Presse gab. Dieselben Leute waren auch offen für weitere düstere Andeutungen, die von Trump gelegentlich benutzt wurden. Solche Mutmaßungen und Verdächtigungen haben entweder leicht widerlegbare Grundlagen, die als unverrückbare Fakten dargestellt werden oder sie beruhen, wie im Fall von Obamas Geburtsurkunde, auf einer einseitigen Interpretation von Gegebenheiten ohne Berücksichtigung gegenteiliger Beweise. Auf diese Weise funktionierte auch die von Trump während des innerparteilichen Wahlkampfs verbreitete Andeutung, der Vater seines Gegenkandidaten Ted Cruz könne etwas mit dem Mord an John F. Kennedy zu tun haben. Als Grundlage für diese Verdächtigung diente ein Bild, das im Yellow Press-Blatt National Enquirer veröffentlicht worden war und das angeblich Cruz‘ Vater gemeinsam mit Attentäter Oswald zeigte. Tatsächlich aber gibt es keinerlei belegte Erkenntnis darüber, wer der Mann auf dem Foto überhaupt ist.

Verschwörungstheorien fanden sich auch in Trumps Politik wieder. Seine Behauptung, in den Straßen New Jerseys hätten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 „Tausende gefeiert“ spielte vermutlich eine Rolle in seinen Entscheidungen zum Einreisestopp für Menschen aus vornehmlich muslimischen Ländern, auch wenn diese Darstellung als widerlegt gilt. Und in Bezug auf die Einwanderung aus Mexiko, der Trump unter anderem mit dem Bau einer Grenzmauer entgegenwirken wollte, deutete er mehrfach an, die mexikanische Regierung würde Menschen „schicken“, die kriminell oder krank sind. Im Herbst 2018, kurz vor den Kongresswahlen, verbreitete Trump wiederholt die Behauptung, in einer Gruppe lateinamerikanischer Migranten, die sich quer durch Mexiko zu Fuß auf dem Weg in die USA gemacht hatten, würden sich zahlreiche Kriminelle und Terroristen befinden, wofür es allerdings keine Anhaltspunkte gab.